Dolomiten del Brenta – eine andere Sicht
Wir hofften auf über 1000 m etwas Abkühlung vom heißen Sommer 2022 zu finden, schauten in die Landkarte östlich von Trient und entdeckten die zum UNESCO Weltnaturerbe gehörenden Brenta Dolomiten, Teil des Naturparks Adamello-Brenta.
Diese Ecke ist in den Reiseführern nur namentlich erwähnt, deshalb wagten wir uns ins „unbekannte“ Land und verließen uns auf die Empfehlungen der Einheimischen.
Noch vor Trient zweigt man rechts ab in eine Landschaft von Apfelplantagen und Reben vor der Kulisse der Brenta Gebirge auf über 3000 Metern Höhe, wo man nicht mehr weg möchte.
Neben dem markanten Gipfel Cima Tosa (3.173 m Höhe) und der Cima Brenta (3.151 m, bis 1918 als Kaiser-Franz-Josef-Spitze bekannt) gibt es in der Brentagruppe noch weitere Gipfel über 3000 m: Torre di Brenta (3.008 m), Crozzon di Brenta (3.118 m), Cima d’Ambiez (3.102 m).
Übernachtung mit Halbpension haben wir im Agriturismo Agritur il Tempo Delle Mele (Apfelzeit) gebucht, wie der Name schon verrät inmitten von Apfelplantagen auf Hängen gelegen.
Unser Doppelzimmer war vorbildlich behindertengerecht mit Haltegriffen, unterfahrbarem Waschbecken und schwellenloser Dusche eingerichtet, und das alles geschmackvoll.
Abends gab es ein Menü, man konnte in der Frühe zwischen vegetarisch oder nicht-vegetarisch wählen.
https://www.agriturdellemele.it/it/agritur-in-val-di-sole-trentino/
Zu den touristischen Attraktionen zählen nicht nur Gipfel, sondern auch unzählige Gletscherseen in höheren Lagen und die Seen Lago di Molveno und Lago di Tovel.
1. Am Lago di Tovel
Der Lago di Tovel ist eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten und ein Paradebeispiel für eine hochalpine Seenlandschaft.
Wegen der sommerlichen Rotfärbung ist der See heute manchen noch in Erinnerung, die bis 1964 durch die Blüte der Rotalge Tovellia sanguinea ausgelöst wurde; die Alge wurde nach dem See benannt, denn sie ist nur hier beheimatet.
Wir umrundeten ihn auf Schotterweg und erlebten ihn mit azurblauem Wasser.
Der leicht begeh- und befahrbare Wanderweg mit einer dünnen Kiesschicht ermöglicht spektakuläre Ausblicke auf die Gipfel der Nordkette der Brenta-Dolomiten.
Wanderer stiegen die bewaldeten Hänge (Mischwald) hinauf, andere kamen herunter. Ich fragte letztere, was sie gesehen haben, und sie erzählten von kleinen Gletscherseen und imposanten Ausblicken auf die weißleuchtenden Dolomiten.
2. Der Lago di Molveno leuchtet türkis blau.
Am See gibt es einen schönen Kiesstrand mit angrenzenden Liegewiesen, verstreut hölzerne Bänke und Tische, wo Einheimische ihre Spezialitäten (lokale Käsesorten, Schinken und Salami) mit Stangen Weißbrot auftischen.
3. Madonna di Campiglio, Skigebiet
48 enge Kehren auf 10 km Länge erwarteten uns, bevor wir zur Seilbahnstation Funivia Folgarida auf 1860 m Höhe kamen, die uns bis zum Gipfel führte. Der Bahnführer hielt zum Einstieg die Bahn kurz an.
Hier sieht man die Spuren des winterlichen Skibetriebs deutlich.
Über einen etwas steilen Schotterweg erreichten wir eine Holzterrasse, um die Sonne und den Ausblick zu genießen.
4. Höhepunkt der Reise war für mich der Bosco arte di Stenico oberhalb der Ortschaft Stenico.
Vor einer Holzschranke wartete der bestellte Waldführer auf uns.
Ein gut geh- und befahrbarer Schotterweg, der eigentlich ein Kunst- und Naturweg ist, führt durch einen Niederwald.
Die Kunstwerke entlang des Weges sind aus den Naturmaterialien des Waldes (Holz, Stroh und Stein) hergestellt und passen sich den natürlichen Gegebenheiten der Umgebung an.
Jedes Jahr wird ein Kunstwettbewerb zu einem bestimmten Thema ausgeschrieben. 2022 war das Thema „Il vento“, der Wind als Waldzerstörer und Kraft, die Segel antreibt oder nur ein schönes Gefühl auf unserer Haut und Duft hinterlässt. Das Kunstwerk des Siegers wird im Wald ausgestellt. Wir haben Holzspäne aufgelesen – „gut für die Raumluft“ verriet uns der Waldführer.
An besonders Stationen hat man einen wunderbaren Ausblick auf die südliche Brenta-Gruppe und den beeindruckenden Rio-Bianco-Wasserfall; einige dieser Aussichten werden durch Kunstwerke untermalt und betont.
Auf diesem interessanten Weg wird (mit Erfolg, wie ich finde) versucht, das Weltnaturerbe mit Hilfe der modernen Kunst zu erfassen.
„HINTERLASSEN SIE KEINE SPUREN IHRES DURCHGANGS“ steht auf der Tafel am Ausgang.
Im Herzen schon. Wir kommen wieder.
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